Dominik
Auf Blasted zuhause
Löten für Anfänger
Ich werde hier im Forum gelegentlich als der oberste Schwarzmagier bezeichnet und ja, ich kann gut mit Elektrik umgehen und löten, aber das ist oft eine Sache der Übung und der Ausrüstung und um letzteres soll es hier hauptsächlich handeln.
Zusätzlich möchte ich noch anmerken, dass das hier natürlich nicht die universelle Antwort sein wird, was zählt ist das Ergebnis, es gibt mehrere Wege dahin.
Auf diversen Treffen habe ich schon oft mit geliehener Ausrüstung gearbeitet und habe vielleicht noch keine vollständige Liste aller "Dinge die gut sind", aber schon viele Sachen gesehen, die man verbessern könnte, also los geht's:
*Textbombe abgeworfen*
Ich werde fehlende Bilder noch nachpflegen sobald ich sie habe.
Zusätzlich werden Informationen gepflegt wenn ich erwähnenswerte Dinge finde.
Der Arbeitsplatz:
Der Arbeitsplatz sollte gut beleuchtet sein und der Tisch entweder leicht zu reinigen oder mit einer Auflage versehen sein, denn beim Löten mit Flussmittel verteilen sich nicht nur kleine Spritzer davon rund um die Lötstelle auf der Tischplatte (die kann man aber mit Spiritus abwaschen oder abkratzen), gelegentlich tropft auch Lötzinn auf die Tischplatte.
Für eine gute und gezielte Ausleuchtung nimmt man am besten eine Lampe mit Schwenkarm. Diese Lampe sollte wenig Hitze abstrahlen und möglichst farbecht ausleuchten, zu bevorzugen sind also LED-Leuchten mit einer Farbtemperatur von mindestens 4000 Kelvin, das wären Tageslichtweiß und Kaltweiß.
Wenn der Raum zusätzlich noch gut ausgeleuchtet ist, umso besser.
Will man über mehrere Stunden löten ist eine Belüftungsmöglichkeit oder eine Absaugung zu empfehlen, ansonsten muss man gelegentlich die Arbeiten unterbrechen und lüften, damit sich die Dämpfe verflüchtigen können.
Außerdem sollte die Lötstelle höher liegen als ein normaler Schreibtisch, sonst geht die gebeugte Haltung schnell in den Rücken.
Alternativ kann ein niedrigerer oder höhenverstellbarer Stuhl verwendet werden.
Für den Lötkolben selbst wird noch ein Ständer benötigt, der möglichst standfest sein sollte.
Und man sollte ihn auch nutzen, ich habe mich schon mehrfach auf einen heißen Lötkolben gestützt, der brennt sich selbst durch einen Pullover und Brandwunden verheilen nur schlecht.
Zusätzlich habe ich mir angewöhnt, kurz nicht benötigtes Werkzeug zwischen die Zähne zu klemmen, macht das nicht mit einem heißen Lötkolben!
Der Lötkolben:
Man braucht für gute Ergebnisse keine teure Lötstation, aber hochwertiges Werkzeug ist zu empfehlen und macht länger Freude.Ich verwende seit etwa fünfzehn Jahren einen 30W-Lötkolben von Ersa den ich von meinem Vater übernommen habe, der ist mehr als zwanzig alt und lötet wie am ersten Tag.

Hier sieht man zwei SMD-LED der Baugröße 0805, rechts davon eine Schraube M3x10, auch diese Bauteilgröße löte ich mit dem 30W-Lötkolben. Eine ruhige Hand und eine dünne Spitze sind vorausgesetzt, also vorher besser keinen Kaffee trinken.
Wenn ich eine Markenempfehlung abgeben müsste würde ich aus persönlicher Erfahrung Produkte von Ersa und Weller empfehlen.
Wenn man wie hier nur gelegentlich kleinere Leitungen oder Platinen löten möchte reicht ein ungeregelter Lötkolben mit 30 Watt völlig aus, man muss ihn halt nach der Arbeit und bei Pausen wieder vom Netz trennen, vorzugsweise durch Ziehen des Steckers. Eine abschaltbare Steckdose funktioniert auch, aber es sollten keine anderen Geräte eingesteckt sein, ansonsten schaltetet man gelegentlich die falschen Geräte ein und ein brennender Lötkolben ist keine Freude.
Die Lötspitze:
Das ist ein eher unauffälliges Thema.
Eine gute Lötspitze sollte einen möglichst massiven Schaft für eine gute Wärmeleitung besitzen und so weit wie möglich einen großen Querschnitt haben. Außerdem sollte sie eine möglichst hohe Wärmeleitfähigkeit besitzen.
Einige Arten Lötkolben haben eine von innen geheizte Lötspitze, die häufig damit beworben werden, dass die gesamte Wärmeleistung in die Lötspitze gelangt. Das ist richtig, was verschwiegen wird ist, dass ein Teil von besagter Leistung über die unbeheizte und unisolierte Außenwand wieder abgestrahlt wird. Zusätzlich sind diese Spitzen durch die aufwändigere Bauweise teurer und es gibt das Problem, dass man sie vielleicht irgendwann nicht mehr mit der nötigen Aufnahme erhält.
Eine von außen beheizte Lötspitze hat als Schnittstelle nur einen runden Schaft, da muss nur der Durchmesser stimmen und man kann so auch verschiedene Hersteller mischen.
Eine Lötspitze soll eine gute Wärmeleitung haben und nicht angegriffen werden, sie besteht normalerweise aus galvanisiertem Kupfer. Das Flussmittel in Elektroniklot ist leicht ätzend wenn es heiß ist, so werden die Lötpartner gereinigt und die Verbindung verbessert. Ich hatte mal eine billige Spitze gekauft, die hatte irgendwann eine Aushöhlung die durch das Flussmittel entstanden war.
Normalerweise braucht man nur zwei Sorten Spitzen, eine meißelförmige für gute Wärmeleitung und größere Lötstellen und eine Bleistiftspitze für feine Arbeiten auf Platinen. Die Bleistiftspitze darf aber nicht nadelfein sein, sonst wird die Wärme nicht gut übertragen.

Ich hatte auf einem Treffen in Bingen mal das Problem, mit einer billigen Lötstation und sehr schlechter Beleuchtung zu arbeiten.
Die Station hatte laut Aufschrift eine Leistung von 80 Watt, die Spitze hatte aber einen Schaftdurchmesser von drei oder vier Millimetern und eine flache, schaufelförmige Spitze. Die Lötungen fühlten sich nicht nach 80 Watt an und zum Ende der Arbeiten stellte ich eine Aushöhlung in der Spitze fest, das Flussmittel hatte das Metall angegriffen.
Mein Lötkolben hat zum Vergleich einen Schaftdurchmesser von 5mm und man braucht keine Thermodynamik zu beherrschen um zu wissen, dass diese Spitze durch ihren deutlich größeren Querschnitt die Energie besser zum Ziel führt.
PS: Die Temperaturfühler von Lötstationen sitzen im Heizelement, nicht in der Lötspitze selbst. Die Spitze wird also nicht die angezeigte, sondern eine geringere Temperatur haben.
Das Lötzinn:
Das Lötzinn ist eine so genannte eutektische Zinnbasis-Legierung, der Hauptbestandteil ist dementsprechend Zinn. Durch das eutektische Mischungsverhältnis ist der Schmelzpunkt der Legierung niedriger als die Schmelzpunkte der Legierungsbestandteile.
Diese Legierungen unterscheidet man in bleihaltige und bleifreie Legierungen.
Bleihaltige Lote dürfen privat noch angewendet werden, in der Industrie sind sie durch die RoHS-Bestimmungen weitgehend verschwunden. Mittlerweile sind sie durch die geringere Nachfrage auch privat nicht mehr so gut erhältlich. Diese Lote bestehen aus etwa 60 Prozent Zinn, sowie 38-40 Prozent Blei. Zusätzlich werden teilweise noch kleinere Anteile Kupfer oder Silber beigemischt.
Eine weit verbreitete Legierung ist unter dem vollen Kürzel Sn60 Pb38 Cu2 (60% Zinn, 38% Blei, 2% Kupfer) bekannt, eine andere Bezeichnung für die gleiche Legierung wäre SnPb38Cu2.
Bleifreie Lote haben einen deutlich höheren Anteil Zinn (ca. 95% oder mehr) und nur geringe Mengen anderer Legierungsbestandteile, meistens Silber und Kupfer in dieser Abfolge. Dadurch sind bleifreie Lote etwas teurer in der Anschaffung, aber das macht sich bei unseren Mengen kaum bemerkbar. Ein Legierungsbeispiel mit niedriger Schmelztemperatur ist Sn95,5 Ag3,8 Cu0,7 (95,5% Zinn; 3,8% Silber; 0,7% Kupfer).
Als die bleifreien Lote eingeführt wurden, war es so, dass sie einen höheren Schmelzpunkt und erstarrt eine matte Oberfläche hatten, diese Unterschiede sind mittlerweile durch verbesserte Legierungen weniger bemerkbar und ich hatte auch schon eine bleihaltige Legierung die matt erstarrte.
Zum Löten von elektrischen Bauteilen sollte Elektroniklot verwendet werden. Dieses Lot ist hohl und hat im Kern eine Füllung aus Flussmittel, welches das Löten erleichtert.
Ein Beispiel für Lötdraht ohne Flussmittel ist so genanntes Fittingslot aus dem Sanitärbereich, dort muss das Flussmittel in Form von Lötpaste vorher auf die Lötstellen aufgetragen werden.
Der Lötdraht sollte einen Durchmesser von 1-1,5 Millimetern haben, 1 Millimeter ist meiner Meinung nach bei kleineren Lötarbeiten universeller. Für feine Platinen könnte man sich noch 0,5 Millimeter anschaffen, aber außer für SMD-Teile ist das eigentlich kaum nötig.
Foto Lötzinn
Links 0,5mm; rechts 1mm
Die Lötstelle:
Lot und Lötkolben müssen für den vorgesehenen Zweck passen. Manche Metalle benötigen spezielle Lote (Aluminium zum Beispiel), größere Metallteile benötigen mehr Leistung und eine massivere Spitze als kleinere.
Die Lötstelle sollte grundsätzlich metallisch sauber sein, eventuelle Oxidschichten oder Beschichtungen (galvanisiertes Metall) müssen vorher entfernt werden. Auf galvanisierten Oberflächen haftet Lötzinn normalerweise nicht, da sich die notwendigen intermetallische Verbindungen nicht bilden können.
Werden frisch abisolierte Leitungen gelötet sollte das nicht nötig sein, die Isolation verhindert normalerweise eine Oxidation, manche Leitungen haben sogar verzinnte Leiter.
Ist das Kupfer nach dem Abisolieren allerdings dunkel deutet das auf eine Oxidation hin und die Leitung sollte nicht verwendet oder gründlich gereinigt werden, denn sie wird sich nur schlecht bis gar nicht verlöten lassen.
Löthilfsmittel:
Der Lötkolbenständer:
Falls ihr euch einen Lötkolben neu gekauft habt liegt vielleicht eine aus Blech gebogene Ablage dabei, mehr aber nicht. Ein Lötkolbenständer sollte standfest genug sein, dass er den Lötkolben mit frei hängender Leitung noch stabil hält und gleichzeitig die Spitze vor Berührung schützt.
Zusätzliches Flussmittel:
Bei größeren Lötstellen ist oftmals zusätzliches Flussmittel notwendig, da das Flussmittel im Lötzinn recht schnell verdampft.
Das am häufigsten verwendete Flussmittel ist Lötfett. Durch die pastöse Konsistenz kann man es leicht aufbringen, allerdings wird das Fett bei Erwärmung während des Lötens dünnflüssig und kann an Stellen laufen, an denen man es nicht haben will, z.B. den Kohlen eines Elektromotors.
Eine andere Möglichkeit ist die Verwendung von reinem Kolophonium. Das ist in massiver Form in Dosen erhältlich, um es verwenden zu können muss es in Alkohol aufgelöst werden und kann dann mit einem Pinsel an der benötigten Stelle aufgebracht werden. Sobald der Alkohol verdampft ist bildet das Kolophonium eine dünne Schicht mit der Fähigkeit zu leichtem Korrosionsschutz.

Die Dritte Hand:
Eine Hand hält den Lötkolben und die andere hält das Lötzinn, so weit gut, aber was hält die zu verlötenden Teile?
Hier kommt die Dritte Hand ins Spiel, die einfachste Ausführung hat nur zwei Krokodilklemmen mit einem Standfuß, ich habe aber auch schon Modelle mit mehreren unabhängigen Armen gesehen.
Lötspitzenreiniger:
Eine heiße Lötspitze verbrennt mit der Zeit das Lötzinn, erkennbar an einer dunkleren matten Färbung.
Zusätzlich bildet das verbrannte Flussmittel eine Art Schlacke an der Lötspitze und es sammelt sich überschüssiges Lot an.
Eine einfache aber nicht ungefährliche Methode um überschüssiges Lötzinn zu entfernen ist das schleudern, wobei man die Hand mit dem Lötkolben entweder auf die Tischplatte klopft oder das Lötzinn in Richtung Boden schleudert, beides ist nicht ungefährlich.
Eine andere bessere Möglichkeit ist das Abstreifen der Lötspitze, dafür gibt es Schwämme aus Stahlwolle im Ständer zu kaufen, ich habe aber auch schon Toilettenpapier verwendet.
Tippy:
Die chemische Alternative zur Lötspitzenreinigung ist eine Mischung die unter ihrem Markennamen „Tippy“ bekannt ist.
Das ist eine feste, kristalline Mischung die die heiße Lötkolbenspitze reinigt und verzinnt wenn man sie darin eintaucht.
Das verzinnen ist z.B. nötig wenn man die Lötspitze neu geschliffen hat und die Verzinnung beschädigt ist.
Solch eine Dose erscheint im ersten Moment für ihre Größe recht teuer, aber sie hält jahrelang.

Standlupe mit Beleuchtung:
Die Augen werden leider mit den Jahren schlechter, für feine Arbeiten hilft eine Laborlupe mit Stativ und Beleuchtung.
Die Beleuchtung ist meist um die Linse herum angeordnet und sorgt für eine gleichmäßige Ausleuchtung.
Eine Lupe ist eher Luxus, auch wenn ich schon gelegentlich Leute mit Kopflupen gesehen habe.
Lötrauchabsauger:
Beim Löten entstehen einige ungesunde Dinge die nichts in der Lunge zu suchen haben. Grundsätzlich sollte man den Rauch nicht direkt einatmen und während der Arbeiten weder essen noch trinken oder rauchen.
Die einfachste Art den Lötrauch abzusaugen ist ein kleiner Ventilator der den Rauch von der Lötstelle wegzieht und im Raum verteilt, z.B. ein Computerlüfter. Dann muss der Raum aber regelmäßig gelüftet werden.
Die bessere Ausführung hat Filter eingebaut die die Schadstoffe im Lötrauch binden, natürlich sind diese Absaugungen entsprechend teurer.
Abisolierzange:
Um Isolation von Leitungen zu entfernen gibt es viele Möglichkeiten wie die Zähne, Messer, Seitenschneider, aber das Wirkungsvollste ist eine Abisolierzange.
Jeder von euch hat bestimmt schon einmal die Multifunktions-Abisolierzangen aus den Kfz-Bereich gesehen:
Foto 05_Kfz-Abisolierzange
Die sind besser als nichts, abhängig vom Preis sind die Schneiden allerdings eher stumpf und es sind nur für bestimmte Querschnitte Schneiden vorhanden.
Dann gibt es die manuellen Abisolierzangen, bei denen die Leiterstärke mit einer Anschlagschraube eingestellt werden muss.
Foto 06_manuelle Abisolierzange
Das beste Mittel ist eine automatische Abisolierzange, idealerweise sogar mit Längenanschlag und einstellbarer Schneidetiefe, so wie das abgebildete Modell:
Foto 07_Automatikzange
Schrumpfschlauch:
Wir arbeiten mit elektrischem Strom, und der soll keine Abkürzungen nehmen sondern arbeiten.
Alle Verbindungsstellen sollten deshalb entweder mechanisch befestigt werden oder sie müssen isoliert werden.
Dafür eignet sich Schrumpfschlauch am Besten.
Die einfachste Möglichkeit ist, sich ein Sortiment mit verschiedenen Durchmessern zu holen, aber ihr werdet schnell feststellen, dass gewisse Größen oft und andere gar nicht benötigt werden.
Dann ist es an der Zeit, die Größen einzeln zu kaufen, teilweise gibt es die sogar im Baumarkt.
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