Soo... 'ne Menge Zeit heute, es ist die gemütliche Zeit der Rauhnächte, da schreibe ich mehr dazu, was in meinem Kopf so vorgeht, wenn ich irgendetwas bastele. Das ist nicht auf Legosteine eingeschränkt, bei Blastern ist es vermutlich noch schlimmer.
Der Grund, warum ich mir bei BB die Star Trek Phoenix gekauft habe, war ganz einfach, dass ich im selben Maßstab (Durchmesser der Raketenstufe 4 Noppen) eine Titan IIIE/Centaur mit der Voyager-Sonde drin habe. Vor Jahren schon den MOC gesehen, Anleitung dazu gab's kostenlos, und dann hab ich halt die Steine gesammelt, bis sie fertig war. Davon habe ich die erste Stufe der Titan genommen und probiert, ob ich die Phoenix da drauf kriege.
Da sieht man, dass die Triebwerksektion in ein 4x2x5 rundes Wandelement reinpasst, wenn man den achteckigen Ring mit den Zusatztriebwerken raus nimmt. Damit ging es dann flott auf die erste Stufe der Titan-Rakete. Die Fenster habe ich übrigens am Schluss mit Acrylstiften drauf gemalt, ohne die sieht das Modell m.M. ziemlich blöd aus. Man sieht auch, was für ein trüber Tag heute morgen bei bei uns war.
Also ging es weiter: wenn man Steine für ein MOC sammelt, dann hat man meist mehr gekauft, als man wirklich braucht. Reichen die für eine zweite Raketenstufe? Die Antwort war: Ja!
Warum musste es unbedingt die Erststufe einer Titan sein? Nun, das habe ich als Kind der Mondlandungsgeneration, das alle Raketentypen der 1960er und 1970er Jahre im Schlaf erkannte, beim ersten Ansehen von "Star Trek: First Contact" sofort erkannt: die Phoenix ist aus einer umgebauten Atomrakete vom Typ Titan II entstanden. Im Film wird nur gesagt, dass sie "aus einer Massenvernichtungswaffe" gebaut wurde.
Ich hab mir nochmal ein Standbild vom Start aus dem Silo im Web besorgt und nach Details geguckt, wie sie die Prop für den Film gemacht haben. Die Form ist eindeutig die der Titan II Atomrakete, bei der Bemalung haben sie jedoch das Pattern der zivilen Titan II genommen, mit der in den 1960er Jahren die Gemini-Raumschiffe gestartet worden sind. Und die beiden Triebwerke der Titan II sind durch ein größeres ersetzt. Na gut, es ist vorstellbar, dass im Rahmen von Modernisierungsarbeiten die zwei kleineren Triebwerke durch ein größeres ersetzt worden sind. Immerhin konnte die Titan II Gemini Menschen lebend in den Weltraum transportieren, das ist bei Atomraketen weder notwendig noch die Regel. Eine Peacekeeper würde schon nach 15 Sekunden die Schallmauer durchbrechen. Eine solche Beschleunigung ist mit ziemlicher Sicherheit tödlich.
Schwarz-weiße Steine für das Gemini-Pattern hatte ich noch. Das Resultat sieht so aus:
Die nächsten Gedanken gingen in die Richtung, wie das nun eigentlich im Film funktionieren soll. Die eigentliche Phoenix ist aus der 2. Stufe der Rakete umgebaut. Mit den Warpgondeln und dem ganzen Kram ist da nicht mehr viel Platz für Treibstoff. Mit nur einer Raketenstufe kommt man aber nicht in den Orbit.
Also hab ich mal nachgeschaut, was die erste Stufe der Rakete allein so leistet. Der Einfachheit halber gehe ich mal davon aus, das die Phoenix ungefähr soviel wiegt wie die betankte Zweitstufe vor dem Umbau. Die Titan II Core-1 Stufe hat eine Brenndauer von 148 Sekunden. Brennschluß ist in 74 km Höhe bei einer Geschwindigkeit von 2.5 km/sec. Damit kann man arbeiten.
Zwar befindet man sich bei 74km Höhe noch immer in der Erdatmosphäre. Allerdings steigt die Rakete ja weiter und wird dabei langsamer. Rechne, rechne: 2.5 km/sec reichen für eine weitere Steighöhe von etwa 300 km. Der Gipfel der Flugbahn liegt also ganz klar bei etwas über 374km (also im Weltraum), danach würde man wieder zurück zur Erde fallen. Die Welt war also wieder in Ordnung für mich. Denn wenn man einen Warpantrieb hat, wartet man natürlich nicht, bis das Schiff zurückfällt, sondern macht sich aus dem Staub, sobald man in ca. 180 km Höhe die dichteren Schichten der Atmosphäre verlassen hat.
Und falls der Warpantrieb nicht funktioniert oder etwas Anderes schiefgeht, wäre man sogar auf der sicheren Seite: man könnte in aller Ruhe abwarten, kurz vor dem Wiedereintritt in die Atmosphäre die Kommandosektion vom Schiff absprengen und damit sicher an einem Fallschirm landen.
Nächste Frage beim Bauen in meinem Kopf: wie ist das Missionsprofil? Im Film sieht man nur, nach dem Abwerfen der Erststufe beginnt die Vorbereitung für den Flug mit Warp. Wie kommen die eigentlich zurück?
Dazu habe ich auf einer Fanseite eine interessante Grafik gefunden - Link:
Die Phoenix geht nur für einige Sekunden auf Warp 1.1. In dieser Zeit erreicht sie das Gebiet einer hohen Erdumlaufbahn. Dort reicht die geringe Menge Treibstoff im Schiff aus, um auf einen stark elliptischen Orbit zu kommen. In Erdnähe sprengt man die Kommandosektion ab (sic!), zündet die Bremsraketen und landet am Fallschirm. Der Hauptteil der Phoenix verbleibt in der Umlaufbahn, was erklärt, warum sie Jahrhunderte später vom jungen Picard im Museum nicht berührt werden darf.
Auf Fanseiten war auch noch anderes Interessantes zu finden. In "First Contact" hat der Erbauer der Phoenix weder Dilithium noch einen Materie/Antimaterie-Reaktor. Wie geht das?
Das war interessant zu lesen. In der Fan-Lore werden die Warpgondeln von einem kleinen Fusionsreaktor betrieben. (Der Brennstoff dafür stammt angeblich aus dem Ex-Sprengkopf der Rakete!)
Der speist die Feldspulen in den Gondeln, die ein Magnetfeld um das Schiff aufbauen. Bei Erreichen einer kritischen Energie koppelt die elektromagnetische Grundkraft mit der Gravitationskraft und beginnt den Raum selbst zu deformieren. So weit die SciFi - was als nächstes kam, stammt aus aus einer echten theoretischen Forschungsarbeit zum Thema Warpantrieb: es bildet sich aus dem Feld eine "Warpblase", vor der sich der Raum selbst staucht und hinter ihr dehnt. Die Grenze der Lichtgeschwindigkeit gilt nämlich nur für Objekte, die sich relativ zum Raum bewegen. Der Raum selbst kann sich durchaus mit höherer Geschwindigkeit ausdehnen oder krümmen. Das Schiff selbst bewegt sich im Warpflug relativ zu dem Raum in der Warpblase aber überhaupt nicht, sondern wird "mitgenommen".
Das Magnetfeld kann in der Phase vor dem Warp natürlich ganz einfach mit dem Strom aus einem Fusionsreaktor erzeugt werden. Dessen Energie reicht halt auch für den kurzen Flug bei Warp 1.1, und stabilisieren mit Dilithium braucht man vielleicht auch nicht, weil alles das bei der niedrigen Geschwindigkeit langsam genug passiert, damit ein Mensch es unter Kontrolle behalten kann. Na gut.

Bleibt für mich noch die Frage, was passiert, wenn man den Warpantrieb abschaltet. Dehnt sich der ganze gestauchte Raum vor dem Schiff dann wieder aus wie eine Sprungfeder und schiebt das Schiff zurück...? Na gut, der Autor sagt, das funktioniert trotzdem, also glaube ich's mal. Vielleicht "fließt" der gestauchte Raum während des Fluges ja auch um die Warpblase herum.
Und der Flug der Phoenix... bei knapp über Lichtgeschwindigkeit wäre man in einer Sekunde schon fast beim Mond. Na gut, vielleicht verläuft die Zeit im Warp ja anders.
An dem Punkt ging meine eigene Geschichte los. Die Phoenix wäre, wenn sie voll wiederverwendbar wäre, ein idealer Kandidat für ein privat betriebenes Raumschiff. Sozusagen für einen Boten-Dienst, solange man die Hyperwellen noch nicht entdeckt hatte. Vor der Erfindung des Telegraphen wurden Nachrichten ja auch per berittenem Boten geschickt.

Die Erststufe der Rakete wiederzuverwenden dürfte leicht möglich sein. Ein zeitgenössisches Unternehmen names SpaceX macht uns das ja schon seit Jahren vor. Die Phoenix selbst ist schwieriger heil auf die Erde zu bekommen... Vielleicht könnte man die Magnetspulen in den (eingeklappten) Warpgondeln ja bei niedrigerer Leistung laufen lassen, um das heiße Plasma beim Wiedereintritt vom Schiff fernzuhalten.
Die Mission wäre dann, mit dem Speicher voller News zu starten, zu einem der nahegelegenen Kolonieplaneten zu warpen, dort die ganzen Daten aus dem Orbit per Radio zu senden, die dortigen News zu empfangen und wieder zurück zu warpen und auf der Erde zu landen. Könnte in der Anfangszeit ein Geschäftsmodell für Kleinunternehmer gewesen sein. Später dann war das nicht mehr konkurrenzfähig, weil es Hyperwellentransmitter gab und natürlich größere und schnellere Schiffe.
Fehlt noch eine Startrampe... nicht jeder hat einen alten Raketensilo im Garten. Zum Glück passt die Phoenix-Titan auf die Startrampe meiner Delta, wenn man oben noch eine Rampe zum Einsteigen anbaut...
Szene im Kopf: ein junges Paar auf der Suche irgendwo im mittleren Westen der Ex-USA. Sie suchen jemand, der so ein Schiff noch hat, und folgen einem Hinweis aus der letzten Stadt, in der sie waren. Seit die Sirius-Kolonie sich von der Erde unabhängig erklärt hat, herrschen politische Spannungen vor. Die junge Frau ist Halbsirianerin, man hält sie für eine Spionin, und sie bekommt auf der Erde kein Ticket mehr für einen Linienflug.
In einer kleinen bäuerlichen Siedlung (ein bisschen Wildwest-Smell) findet sich ein Mann, dessen Großvater noch ein Phoenix-Bote war. Auf das Bitten und Drängen des Paares hin lässt er sich erweichen, das alte Schiff noch einmal zu reaktivieren, vorausgesetzt, es gelingt den Beiden, den einzigen Captain, der die alte Kiste noch fliegen könnte, zu überzeugen. Sie gehen mit der Wegbeschreibung zu einem einzeln stehenden Haus außerhalb der Siedlung, auf dessen Veranda eine alte Frau mit Brille sitzt und strickt. Das ist Captain Myrrha. Sie lässt sich überzeugen, weil das ihre letzte Chance im Leben ist, noch einmal zu fliegen, warnt die Beiden aber davor, dass die Erdregierung sicher alle bekannten ehemaligen Starteinrichtungen überwachen lässt. Alles müsse möglichst unauffällig geschehen. Die beiden Flüchtlinge sollen sich während der Vorbereitungen für den Start als Landarbeiter tarnen, bis man soweit ist und ohne Erlaubnis der Regierung von der Erde verschwinden kann.......